Bald nach der Kapitulation im Mai 1945 und der Übernahme des Lazaretts durch die amerikanische Armee unter dem Namen DP-Hospital 2002 wurden alle nicht entlassungsfähigen deutschen Soldaten nach Sonthofen (Allgäu) verlegt und Tbc-kranke DPs an ihrer Stelle aufgenommen.
Die ersten, am 10.10.1945 eingelieferten Patienten stammten aus dem KZ Dachau und einem Verlegungstransport eines KZ, der bei seiner Fahrt in Feldafing von den Amerikanern angehalten wurde. Neben ehemaligen Insassen des Lagers Dachau wurden nach Deutschland verschleppte Fremdarbeiter vieler Nationalitäten sowie DPs aller Besatzungszonen aufgenommen.
Unter diesen betrug die Zahl ehemaliger KZ-Insassen 60-70 Prozent. Die restlichen 30-40 Prozent rekrutierten sich aus zwangsverschleppten Zivilarbeitern. Die überwiegende Mehrheit der KZ-Opfer bildeten ehemals in Polen und im Balkan beheimatete Juden, der Rest wurde vorwiegend von Polen, Ukrainern, Balten und Angehörigen anderer slawischer Völker gestellt. Unter den Zwangsverschleppten fanden sich - abgesehen von der polnischen Hauptgruppe - Vertreter verschiedener europäischer und außereuropäischer Völker und Religionen. Die aus der Unfreiheit kommenden Kranken, die alle ein ähnlich geartetes Lagertrauma hinter sich hatten und die langersehnte Freiheit wegen ihrer Tuberkuloseerkrankung nicht genießen konnten, fanden sich nun wieder in einer geschlossenen Anstalt, zunächst ausschließlich deutschen Ärzten und deutschem Pflegepersonal gegenüber. Wenn auch die meisten Patienten unsere internationale und interkonfessionelle Einstellung anerkannten, so blieb doch lange ein verständliches Mißtrauen gegenüber jedem Deutschen im Krankenhaus bestehen, und es entlud sich bei manchem die seit Jahren aufgespeicherte Wut gegen die für sie greifbare Gruppe helfender Menschen. Was in dieser Zeit an ideeller und praktischer Wiedergutmachung für all das erlittene Leid von deutschen Ärzten und Pflegepersonal geleistet wurde, muß hoch angerechnet werden. Für diese im Krankenhaus Tätigen wog der gegenwärtige Zustand meist schwerer als der Krieg. Mit der ärztlichen Leitung wurde von den Amerikanern ein deutscher Arzt, Dr. Sochaczewski, betraut, der mit seiner motorisierten Sanitärseinheit - eben vom Militär entlassen - in Feldafing sich aufgehalten hatte, während unser Lazarettchef, Oberstarzt Dr. Stein, in ein Kriegsgefangenenlager gebracht wurde.
Im März 1946 übergab die amerikanische Armee das Haus der Internationalen Flüchtlingsorganisation, der UNRRA, und setzte als Medical-Direktor Dr. Weiß ein. Neben der deutschen Ärzteschaft und dem deutschen Pflegepersonal wurden mittlerweile auch Ausländer verschiedener Nationen beschäftigt.
Am 12. 9. 1946 lud die Leitung des Hauses erstmalig nach dem Kriege zu einer Tuberkulosetagung ein, auf der Vorträge über folgende Themen gehalten wurden:
1. Das psychologische Bild der Kranken im UNRRA-Sanatoriun Gauting von Rudolf Hielscher,Die IRO hatte erstmals in Gauting mit einer größeren Zahl sogenannter Occopational therapists eine Arbeitstherapie aufgezogen und deutsche Handwerksmeister und Lehrkräfte mit deren Aufgaben und Zielen vertraut gemacht. Der durch seine Ansteckungsfähigkeit von der Gesellschaft gemiedene, an das Krankenhaus gebundene Patient sollte durch eine von ihm gewählte Beschäftigung von dem ständigen Denken an seine Erkrankung abgelenkt und durch die allmähliche Leistungssteigerung (ruf die Wiedereingliederung in den Arbeitsprozeß nach Krankenhausentlassung vorbereitet werden. Für den Arzt bedeutet der Grad dieser Belastungsfähigkeit eine der Möglichkeiten, den Stabilisierungsgrad eines tuberkulösen Prozesses abzuschätzen. Außerdem war diese Beschäftigungstherapie als Vorstufe für die Errichtung einer späteren Umschulung gedacht. Es war Gelegenheit gegeben, in folgenden Fachgebieten zu arbeiten: Herren- und Damenschneiderei, Weberei, Kunstgewerbe, Handarbeiten, fotografische Ausbildung, Sprachkurse, Radiotechnik, Maschinenschreiben und Stenografie.
Mit dem allmählichen Rückzug der Besatzungsmächte aus den verschiedenen Gebieten des öffentlichen Lebens sollte auch die IRO ihre Tätigkeit im Bundesgebiet nach Übertragung ihrer bisherigen Aufgaben an deutsche Nachfolgeinstitutionen beenden. Deshalb sandte sie im Sommer 1950 als ihren Vertreter Tbc-Konsulent Dr. Gellner zu Reg.-Dir. Peschel der Landesversicherungsanstalt Oberbayern, damit er sich orientiere, ob diese bereit sei, IRO-Nachfolgerin in Gauting zu werden.