Dr. med. Hans Haßler

Dr. med. Hans Haßler, ein Arzt aus Gauting

Es gibt Menschen, die im Bewusstsein ihrer Mitbürger einen festen Platz haben. Sie sind da und gehören dazu, ihre Bilder sind präsent und verbinden sich mit der Persönlichkeit, die sie entfalten, und den Aufgaben, die sie übernommen haben.


Einer von ihnen war  Dr. Hans Haßler, ein Arzt aus Gauting, der in der Geschichte des späteren Zentralkrankenhauses und jetzigen Zentrums für Pneumologie & Thoraxchirurgie eine entscheidende Rolle spielte und den die Gautinger in den Jahren nach dem Krieg und  in seiner Röntgenpraxis kennenlernten – am 13. Oktober wäre er 100 geworden.


Im Denken an den  geschätzten Vater hat sich sein Sohn Michael entschlossen, dessen historisch bedeutsame " Chronik des heutigen Zentralkrankenhauses Gauting der Landesversicherungsanstalt Oberbayern " ins Netz zu stellen.


Dort, wo sich heute eine modernst ausgestattete Fachklinik mit hervorragendem internationalem Ruf befindet, am Rande von Gauting in einem 38 Hektar großen Waldgebiet, entstand 1938 zum Schutz des unterirdischen Tanklagers der Wehrmacht im nahen Kreuzlinger Forst eine Flakscheinwerfer–Kaserne. Hier wurde der gerade aus Rußland  zurückgekehrte  Hans Haßler  als Truppenarzt eingesetzt und in dieser Funktion um eine Stellungnahme mit, wie sich zeigte, wegweisender Bedeutung gebeten: Die Luftwaffe wollte wissen, ob  denn dieses Gelände ein geeigneter Standort für ein Tuberkuloselazarett wäre. Ja, stellte Haßler fest, und belegte dies mit vielen Argumenten.


Nach dem Umbau, 1943,  wurden in dem Lazarett 1200 Tuberkulose-kranke Wehrmachtsangehörige untergebracht. Haßler schildert die extrem schwierige Situation nach der Kapitulation. Zunächst war das Krankenhaus in amerikanischer Hand, dann ging es an die Internationale Flüchtlingsorganisation, schließlich bekam es der Freistaat Bayern und 1965 kaufte es die Landesversicherungsanstalt Oberbayern.


Hans Haßler arbeitete dort als Oberarzt bis 1975, ein begnadeter Diagnostiker, ein Arzt, der den Patienten mit Gefühl und Freundlichkeit  begegnete, bei den Kollegen Respekt und Achtung genoss und im Übrigen im oft recht hektischen Klinik-Alltag für Ruhe und Ausgleich sorgte.

Haßler war ein großer, kräftiger Mann, mit klaren Augen und einer tiefen, warmen Stimme. Sein schnittiges, Safari-gelbes Volvo-Coupé war in den 60er Jahren ortsbekannt. Da saß er hinter dem Steuer, fuhr nicht zu schnell, aber schon sehr sportlich und sah einfach rundum zufrieden aus. Zu seiner persönlichen Grundausstattung zählte eine positive Grundeinstellung. "Das wird schon", sagte er, und hielt selbst bei kritischen Entwicklungen  daran fest. Mehr noch: Er vermittelte seinen Patienten Lebensfreude und Zuversicht – und überzeugte sie.


Nach dem Krieg hatte Hans Haßler die erste Röntgenpraxis in Gauting, außerdem war er maßgeblich an den damals noch üblichen Röntgenreihen-Untersuchungen der Schirmbildstelle des Staatlichen Gesundheitsamtes in Starnberg beteiligt. Das heißt, fast alle Kinder und viele Erwachsene haben ihn kennengelernt und sind quasi mit ihm aufgewachsen. Sie sind in die Waldpromenade 100 gekommen, gingen den langen Weg durch das Grundstück, bis sie zum immer wieder um- und angebauten Haus mit der integrierten Praxis kamen.


Da war dann der dunkle Raum mit dem schweren Gerät, vor dem man sich frei machen und die Luft anhalten musste, und der Arzt, der ja schon eigentlich ein Vertrauter der Familie war. Sie mochten ihn und glaubten ihm, die Kleinen und die Großen, so einfach war das. Und so war es auch in seinem  Freundeskreis mit den vielen Ärzten aus Gauting und dem Landkreis.


Von 1966 bis 1978 war Hans Haßler im Gautinger Gemeinderat, als Parteifreier bei der FDP, deren Fraktion in der damaligen Kommunalwahl (1966)  29 Prozent stemmte und mit sechs Gemeinderäten und dem Bürgermeister Josef Cischeck ins Rathaus einzog.


Eine starke Zeit mit großen Themen: Neubau eines Rathauses und eines Gymnasiums, über ein offenes Jugendzentrum wurde diskutiert und die Gemeindegebietsreform vorbereitet und die Gautinger freuten sich, dass sie ein Olympiabad bekommen, in dem Teilnehmer der Sommerspiele 1972 trainieren.


Haßler war im Gremium kein Wortführer,  Konfrontation war ohnedies nicht seine Sache. Aber, wenn es heiß und eng wurde, da war er Vermittler und Brückenbauer, ein Moderator mit klugen Ansichten und sensiblen Einsichten, der außerhalb der grellen Scheinwerfer seine Ziele gefunden hat und seinen Weg gegangen ist. Ein ganzes, langes Leben lang.


Klaus Joachim Greiner