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Chronik -

des heutigen Zentralkrankenhauses Gauting der Landesversicherungsanstalt Oberbayern


Das Haus wieder in deutscher Verwaltung

In der amerikanischen Besatzungszone lebten im Frühjahr 1951 insgesamt 1200 Erwachsene und 140 Kinder als heimatlose Ausländer, die an einer stationär behandlungsbedürftigen Lungentuberkulose litten. Es bestand der Plan, bei Beendigung der Tätigkeit der IRO alle Erwachsenen in Gauting zu konzentrieren und die kranken Kinder auf deutsche Heilstätten zu verteilen.

Voraussetzung für die Durchführung war die Vergrößerung der Bettenkapazität Gautings und der Bau einer Großküche zur optimalen Ernährung des vermehrten Krankengutes. Zur Realisierung stellte der Chef der Hauptverwaltung der IRO, Mr. Donald Kingsley, zwei Millionen DM zur Verfügung. Daraufhin willigte die Landesversicherungsanstalt Oberbayern ein, die Verwaltung Gautings zu übernehmen. Am 9. 8. 195] kam es zum Abschluß eines Staatsvertrages zwischen dem bayerischen Ministerpräsidenten Ehard und dem US-Hochkommissar MacCloy, in dem der Freistaat Bayern die Verantwortung für die gesamte Betreuung tuberkuloser heimatloser Ausländer übernahm. Durch einen Verwaltungsvertrag übertrug der Staat seine Verpflichtungen der Landesversicherungsanstalt Oberbayern. Das vormalige IRO-Sanatorium führte vom 1.5.1951 ab die Bezeichnung: Staatliches Tbc-Sanatorium und Krankenhaus Gauting in Verwaltung der LVA Oberbayern.

Zum Chefarzt wurde der an Jahren älteste Abteilungsarzt des Hauses, Dr. Hubert Tuczek, ernannt. Der ruhige, ausgeglichene Arzt hatte die Voraussetzungen für die Leitung eines Sanatoriums mit Patienten 28 verschiedener Nationalitäten. Als Verwaltungsdirektor wurde Dr. jur. Karl Resenberg eingesetzt, der zuletzt als Legationsrat in der deutschen Botschaft in Spanien vor Kriegsbeginn tätig war.

Bau einer Großküche und des 350-Betten-Krankenhauses D

Die Landesversicherungsanstalt stand nun vor der großen Aufgabe, in enger Zusammenarbeit mit der von ihr eingesetzten Krankenhausverwaltung die geplanten Um- und Neubauten so voranzutreiben, daß nach der vertraglichen Festlegung die Patienten des aufzulösenden DP¬Hospitals Ambers· und des Rehabilitation Centers Luttensee bei Mittenwald so bald als möglich in Gauting aufgenommen werden konnten. Bereits während der Verhandlungszeit über das Zustandekommen der Verträge wurden die Architekten, Dipl.-Ing. Ingeborg Triemer und Reg.-Baumeister Dipl.-Ing. Herbert Weißbach, mit Planung und Bauleitung einer Großküche und eines zusätzlichen Krankenhauses beauftragt. In der Nähe des Krankenhauseinganges wurde längs der Straße zwischen den beiden Krankenbauten A und C die 65 m lange und 17 m breite erdgeschossige Großküche voll unterkellert gebaut. Das Pavillonsystem des Krankenhauses bedingt eine zentrale Essensbereitung aller Kostformen und den Transport der fertigen Speisen zu den einzelnen Bauten mit Fahrzeugen. Dieser Umstand wurde bei der Planung berücksichtigt. An der Ostseite befindet sich in der Mitte des Gebäudes die Hauptküche mit einer 20 m langen Laderampe zur Essensausgabe an die Beförderungsfahrzeuge. In Verbindung mit dieser Hauptküche stehen Tee- und Kaffeeküche, Kaltküche, Diätküche, Gemüsevorbereitungs¬ und Tagesvorratsraum, daneben je ein Kühl¬ und Tranchierraum. Durch einen Korridor getrennt liegen Bäckerei, Konditorei, Personal- und Büroräume. Am Südende befindet sich ein Speisesaal für das gesamte Krankenhauspersonal. In den umfangreichen Kellerräumen sind Wasch¬ und Umkleideräume mit Toiletten für das Personal sowie ausreichender Vorrats- und Kühlraum geschaffen worden. Der südliche und nördliche Teil des Dachgeschosses enthält Personal-Zimmer.

In Anbetracht der beschränkt vorhandenen Mittel bot sich zur Lösung der zweiten Aufgabe, dem Bau eines 350-Betten-Hauses, ein Umbau zweier vorhandener ehemaliger Kraftfahrzeughallen im Westen des Krankenhausgeländes an. Durch einen die nördlichen Enden der beiden aufgestockten Fahrzeughallen verbindenden Neubau entstand ein geschlossener, hufeisenförmiger Komplex, der an den Sonnenseiten mit Liegeterrassen ausgestattet wurde, so daß jedes Krankenzimmer mit Südlage seinen Liegebalkonanteil besitzt. Durch diese Art der Ausstattung des neuen D-Krankenhauses wurde erstmals die Heliotherapie von Knochentuberkulose möglich. Analog den bestehenden Krankenbauten wurden zentral eine Röntgenstation mit Behandlungs-, Untersuchungs- und Schreibzimmer eingerichtet.

Übernahme der Patienten des DP-Hospitals Amberg

Bereits am 19.12.1951 konnten die 250 Patienten des DP-Hospitals Amberg in dem neuen Krankenhaus Aufnahme finden. Nun ging es an die Realisierung der dritten vertraglich übernommenen Verpflichtung, nämlich der Fortführung des Rehabilitation Centers Luttensee in Gauting, allerdings in einem großzügigeren Rahmen. Dabei war geplant, neben der erweiterten Beschäftigungstherapie eine Umschulungsstätte zu gründen. Es sollte dem Patienten, der seinen Beruf nicht mehr würde ausüben können, während seiner Erkrankung die Möglichkeit gegeben werden, seine Eignung für einen ihm artverwandten oder neuen Beruf testen zu lassen und sich auf diesen in der Beschäftigungstherapie vorzubereiten. Damals setzten sich die Patienten aus heimatlosen Ausländern zusammen, die nach Behandlungsabschluß nur dann in den Arbeitsprozeß wieder eingegliedert werden konnten, wenn sie einen Beruf erlernt hatten. Bei der Planung der Lehrwerkstätten - wie bereits bei dem Ausbau des Krankenhauses - bestand aus Rentabilitätsgründen die Absicht, jeden von den heimatlosen Ausländern nicht benötigten freistehenden Platz mit einem Deutschen zu besetzen. Die in Luttensee von der IRO durchgeführten sechsmonatigen Lehrgänge waren für alle dort gelehrten Berufszweige zu kurz. Bei Aufstellung des Rehabilitationsprogramms für die geplanten Lehrwerkstätten Gauting wurde daher eine bis zu zwei Jahren dauernde Facharbeiterausbildung mit amtlicher Abschlußprüfung vorgesehen.


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